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Geschichte

Reiche Vergangenheit über Jahrhunderte

Der Candelaber bei Catterfeld erinnert an die Christianisierung der Region durch Bonifatius im 8. Jahrhundert.
Foto: Kirchgemeinde Altenbergen
Candelaber bei Catterfeld

Schon seit dem Mittelalter, unter der Herrschaft der Ludowinger Landgrafen, war das Gothaer Land weithin bekannt, verdankte es doch der sogenannten "Hohen Straße", einer der wichtigsten und ältesten Ost-West-Handelsverbindungen und dem "guten Wasser", wovon wahrscheinlich der Name "Gotha" abstammte, seinen Ruf. Wein und Waid waren die einträglichsten Handelswaren für die damalige Region. Bonifatius, Meister Eckhart, Lucas Cranach, Martin Luther und Philip Melanchton hinterließen hier ihre Spuren, ebenso wie im späteren Barock der Dichterfürst Menantes oder der Komponist Johann Sebastian Bach. 

Zentrum der Bildung und Kunst

Flickenteppich: Das ehemalige Herzogtum hatte verschiedene Exklaven.
Karte: Stadtarchiv Gotha.
Herzogtum

Im 17. Jahrhundert war das Gothaer Land als Teil des Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg eines der mitteldeutschen Zentren, was eine fortschrittliche Schulpolitik betrag. Herzog Ernst, genannt der Fromme, erließ eine allgemeine Schulordnung und 1642 die Pflicht zum Schulbesuch für alle Fünf- bis Zwölfjährigen. Seinem Engagement ist der überlieferte Ausspruch zu verdanken, dass im Gothaer Land die Bauern klüger seien als andernorts die Edelleute.

Im 18. Jahrhundert war das Herzogtum Gotha ein Mittelpunkt der Aufklärung, korrespondierte doch Herzogin Luise Dorothee u. a. mit Voltaire und Friedrich dem Großen. Unter der Herrschaft Herzog Ernst II., der sich der Astronomie verschrieben hatte, entwickelte sich zusätzlich ein reges wissenschaftliches Leben, das viele Persönlichkeiten der Wissenschaft und der Kunst magisch anzog und das Herzogtum zum naturwissenschaftlich geprägten Gegenpol der Klassikerstadt Weimar etablierte.

Astronomie, Kartographie, Genealogie und Schauspielkunst waren Gebiete, in denen das Herzogtum Gotha europaweit als federführend galt. Nach Abdankung der Fürstenhäuser und deren Enteignung durch Arbeiter- und Soldatenräte erfolgte zunächst die Gründung des Freistaates Sachsen-Gotha im Jahre 1919.


Am 1. Oktober 1922 trat schließlich das "Gesetz zur neuen Kreiseinteilung" in Kraft. Danach gliederte sich das neue Land Thüringen in neun Stadtkreise und 15 Landkreise auf. Dies war zugleich die Geburtsstunde des Landkreises Gotha.

Kernland hatte Bestand

Das heutige Landratsamtsgebäude war um 1900 noch eine Kaserne.
Repro: Kreisarchiv
um 1900 war das heutig Landratsamtsgebäude noch eine Kaserne

Die damalige Gemeinde- und Kreisordnung sah zumindest den Kreisrat als vom Volk gewählte Vertretung vor. Dessen ausführendes Organ war zunächst der Kreisdirektor, die ihm unterstellte Behörde die Kreisdirektion. Veränderte Rechtsgrundlagen ließen 1926 den Landrat an die Stelle des Kreisdirektors treten. Der damalige Landkreis Gotha erstreckte sich im Süden bis nach Oberhof. Die Stadt Gotha bildete einen eigenen Stadtkreis. Gegenüber den einstigen herzoglichen Landen, die sich von Zella-Mehlis und Elgersburg im Süden bis Herbsleben im Nordosten erstreckten und zu denen Exklaven wie Volkenroda bei Mühlhausen oder Werningshausen nahe Sömmerda zählten, fiel dieser neue Landkreis Gotha aber kleiner aus: 22 Gemeinden gingen an den neuen Landkreis Arnstadt, 15 an den Landkreis Eisenach, sechs an den Landkreis Sondershausen sowie jeweils eine an die Landkreise Schleusingen und Weimar. 1925 lebten in Stadtkreis und Landkreis Gotha rund 149.000 Menschen - etwas mehr als heute.

Mit den Ermächtigungsgesetzen des NS-Regimes endete 1933 die kommunale Selbstverwaltung abrupt, ohne dass die Kreisvertretungen formell aufgehoben wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg behielt sowohl die zunächst amerikanische als auch die späteren sowjetischen Militärregierung die bisherigen Verwaltungsstrukturen aus der Weimarer Zeit bei. 1946 legte schließlich die Demokratische Kreisordnung die Bezeichnungen Kreistag für die Legislative und Kreisrat für die Exekutive fest.

Als 1952 das Land Thüringen in die drei Bezirke Erfurt, Suhl und Gera geteilt wurde, bedeutete dies auch eine Strukturreform auf Kreisebene. Während der Kreistag in seiner Funktion erhalten blieb, wurde der Kreisrat zum Rat des Kreises umgewandelt, an dessen Spitze der Vorsitzende und drei Stellvertreter standen. Die in den 1920er Jahren und nach Kriegsende praktizierte Trennung von Selbstverwaltung und Staatsverwaltung existierte zwar formal weiter, de facto war aber bereits 1949 mit der Gründung der DDR der Kreistag nur noch absegnendes Organ für die Beschlüsse des Rates des Kreises geworden.

Im Mai 1990 fanden seit 1946 die ersten freien Kommunalwahlen in Thüringen statt, wenig später wurde im Oktober das Land Thüringen als Freistaat wieder gegründet. 1993 trat die Thüringer Kommunalordnung in Kraft. Sie legt unter anderem die Bezeichnungen Kreistag und Landrat für die Legislativ- bzw. Exekutivorgane fest. Die Kreisbehörde heißt seit der Wende wieder Landratsamt. 1994 erlebte der Landkreis Gotha seine bislang letzte Gebietsreform: Aus dem ehemaligen Kreis Erfurt Land kamen die Orte Gamstädt, Bienstädt, Zimmernsupra, Nottleben, Kleinrettbach, Ingersleben, Neudietendorf mit dem Ortsteil Kornhochheim, Apfelstädt, Dachwig, Großfahner, Gierstädt mit dem Ortsteil Kleinfahner und Döllstädt hinzu, vom Kreis Arnstadt die Gemeinde Crawinkel; vom einstigen Kreis Bad Langensalza wechselten die beiden Orte Gräfentonna und Burgtonna, die heute die Gemeinde Tonna bilden, in den Landkreis Gotha.

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